Panorama-Blick über den Fluss Dove Elbe bei Hamburg-Allermöhe – Foto: kaʁstn Disk/Cat / Lizenz: gemeinfrei
Ein Naturschutzgebiet im Süden Hamburgs, ein naturwüchsiger Auwald in den Elbniederungen, liegt an der Dove Elbe. Die Dove Elbe ist ein seit langer Zeit vom Hauptflusslauf abgetrennter, funktionsloser Seitenarm, dessen Stilllegung die Strömungsgeschwindigkeit des Hauptlaufs für die Schifffahrt und den Hamburger Hafen verbessern sollte. [1]
Das niederdeutsche Adjektiv dov bedeutet taub, leer. Wer taub ist, hat nur geringe Chancen, Informationen aufzunehmen und umzusetzen. Daraus ergibt sich die Bedeutung des umgangssprachlichen Adjektivs doof: betäubt, empfindungslos, begriffsstutzig, verwirrt. Damit hängt auch toben, im Schweizerischen gar tauben, also im ursprünglichen Wortsinne besinnungslos wüten, rasen, zusammen.
Die Figur der Taube, des „Täubleins“, der „Friedenstaube“, ist im Märchen und im Volksglauben das Symbol für Friedfertigkeit, Emsigkeit und und Selbstlosigkeit.
Betrachtet man das deutsche Wort für den Vogel Taube zunächst unter dem formalen Gesichtspunkt, ist eine Übereinstimmung mit taub kaum von der Hand zu weisen. Das niederdeutsche dov hat im Englischen das Pendant deaf, taub, und die englische Bezeichnung für Taube lautet dove.
Daraus könnte man einen Zusammenhang zwischen der Bezeichnung Taube und dem Adjektiv taub ableiten. „taub“ bedeutet im figürlichen Sinne gehörlos, verstockt, übertragen zunächst doof, also dumm, letztlich: interaktions- und kommuniktionsunfähig. Denn Taubheit, Gehörlosigkeit, impliziert Stummheit, Artikulationsschwäche. Damit unterstellte man der Taube diese Eigenschaften. Dabei sind Tauben – Felsen- oder Steintauben – eigentlich domestifizierte Haustauben, zu Straßentauben verwildert. Sie sind sozial organisierte Vögel, die in einer Kolonie vergesellschaftet leben. Sie sind ausgesprochen reaktionsschnell – zu beobachten, wenn sie in perfekter Formation fliegen[2] , landen und wenden oder wenn sie sich auf befahrenen Straßen auf Futtersuche machen.
Orientierungs- und Heimfindevermögen, was gerade Brieftauben, die eigentlich zahme und abgerichtete Haustauben sind, auszeichnet, ist eine erstaunliche taubenspezifische Fähigkeit. Zu einem weit entfernten Ort gebracht, finden sie von sich aus den Weg zurück in den heimischen Schlag – „im Gepäck“, also am Bein oder Rücken befestigt, die von weither mitgebrachte Nachricht. Ihre Fähigkeiten sind ähnlich denen von Zugvögeln, deren Flugrouten sich am Magnetfeld der Erde zu orientieren scheinen. Doch ist das Geheimnis des Vogelzugs noch nicht vollkommen entschlüsselt.
Die Wortherkunft von Taube und taub zeigt also nur eine zufällige lautliche Übereinstimmung. Die Taube ist in vielen indogermanischen Sprachen nämlich nach ihrer dunklen Farbe benannt: „die Schwarzblaue“. Daraus könnte sich auch das alt-irische dub, schwarz, erklären. [3]
Das englische dove führt also auf eine falsche Fährte.
Der abgetrennte, ins Leere führende Flusslauf, die unnütze, leere – taube – Nuss, das nicht erzhaltige, leere – taube – Gestein, auch der nicht mehr reagierende, betäubte, entleerte Sinn, der verwirrte, als leer empfundene – doofe – Kopf – all das ist taub.
Das Substantiv Taube aber hat keine gemeinsame Sprachwurzel mit dem Adjektiv taub. Ihre scheinbare Übereinstimmung in beiden Begriffe speist sich aus unterschiedlichen sprachgeschichtlichen Quellen, dem niederdeutschen dov für taub, leer und dem indogermanischen Gemeinbegriff für die Taube, charakterisiert durch ihr blauschwarzes Federkleid.
[2] Spektrum.de – Navigationstalent macht noch keinen Schwarmführer
[3] Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm – TAUBE
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