Tägliche Archive: 17. April 2016

Von bösen Buben und kecken Knaben – Spitzbuben und Lausbuben

Max und Moritz, Zeichnung von Wilhelm Busch (1832-1908)

Max und Moritz, Zeichnung von Wilhelm Busch (1832-1908) – Lizenz: gemeinfrei

Wenn sie in der Gruppe auftreten und man von ihnen im Plural spricht, also von Lausbuben oder Spitzbuben, merkt man noch nicht, dass sich darin zwei unterschiedliche Substantive verbergen. Ein Bub ist etwas anderes als ein Bube. Ein Lausbub, „Lausejunge“, ist eine liebevolle Art, einen verschmitzten Knaben zu bezeichnen, wie ein Spitzbube ein Mensch ist, vor dem man sich in acht nehmen sollte, weil er etwas im Schilde führt, worüber man nicht mit verständnisvollem Wohlwollen hinweggeht.

Dass die beiden so ähnlichen Wörter Bube und Bub geradezu gegensätzliche Bedeutungen haben, war nicht immer so. Entwickelt haben sich beide aus dem mittelhochdeutschen buobe, Knabe, Diener. Dass darunter schließlich auch ein zuchtloser Mensch verstanden wurde, mag damit zu erklären sein, dass erst Erziehung und Bildung, wörtlich verstanden, ein wildes, „ungebildetes“ und „ungezogenes“ Kind zu einem sozialen Menschen heranbilden.

Inzwischen ist Bub nur noch ein dialektal gebräuchliches Wort für Junge, Knabe. Der Bube kommt dagegen nur beim Kartenspiel zum Einsatz. Manche nennen ihn Junge. Das deckt sich etymologisch mit Junker, einem jungen Landadeligen, wie die prächtige bildliche Darstellung des Buben nahelegt.

Ist von „bösen Buben“ die Rede – gute scheint es nämlich nicht zu geben – dann kommt man der Vorstellung von Spitzbuben bereits sehr nahe. Spitzbuben sind niederträchtige Menschen, denen man nicht vertrauen kann.

Exemplarisch ist die Entwicklung von Lausbuben zu Spitzbuben in der Moritat von „Max und Moritz“ [1] dargestellt: Das sind die beiden Buben, die als Lausbuben Krabbeltiere ins Bett des guten alten Onkels legen. Wie böse Buben bringen sie die Hühnerschar einer Witwe zur Strecke, eignen sich voller Arglist die Brathühner an und lassen den unschuldigen Spitz der Witwe dafür büßen. Es werden Stege über rauschenden Bächen angesägt, Pfeifenköpfe mit Schwarzpulver gefüllt, und schließlich, bevor die kleinen Übeltäter zu gänzlich sozial unverträglichen Spitzbuben mutieren, landen sie in den Mühlen dörflicher Selbstjustiz, groteskerweise zu Hühnerfutter verarbeitet.

Anders die Entwicklung des Adjektivs spitzbübisch, das an die Stelle des als ungebräuchlich zurückgetretenen „lausbübisch“ getreten ist. Ein spitzbübisches Lächeln ist ein sympathisch-hintergründiges Lächeln, das mit einer harmlos-neckenden Geste einhergeht. Es passt eher zu der kecken Deern oder dem niedlichen Lausebengel als zu einem Kleinkriminellen.

[1] wilhelm-busch-seiten.de – Max und Moritz